Netzwelt

social bookmarking tools – nutzen, chancen, risiken

eines der immanentesten probleme des world wide web ist seine unübersichtlichkeit. jeden tag kommen viele neue server und tausende neue sites hinzu, mit denen das netz sich selbst erweitert. für die physische struktur des web ist das kein problem, es ist selbstskalierend, das bedeutet, jeder neu angeschlossene teil ist in der lage, sich selbst zu verwalten und belastet die bereits bestehende struktur nicht zusätzlich. Ganz anders sieht es jedoch hinsichtlich der aufbereitung, katalogisierung und verteilung der informationen aus, die das world wide web zur verfügung stellt. google als allheiligen index zu betrachten, birgt gewisse risiken in sich. zwar wendet die faktisch alles entscheidende suchmaschine bei allen zu indexierenden sites die selben kriterien an, diese sind jedoch größtenteils transparent und daher von den webdesignern und seos ausnutzbar. das geschieht jedoch in sehr unterschiedlichem umfang, zudem möchte manch mittelständisches unternehmen auch keine zehntausende von euro für gekaufte links ausgeben. die frage ist daher, welche technologie nicht nur aktuelle, sondern auch relevante informationen über die inhalte des www liefern kann. zumindest hinsichtlich des zweiten punktes sollen social bookmarks eine alternative bieten. nutzer legen ihre eigenen lesezeichen an und stellen diese über eine plattform der öffentlichkeit zur verfügung. je nach system erfahren sites über ein punktesystem oder die menge an usern, die sie als lesezeichen abgespeichert haben, popularität. zwar können auch seos ausgiebigen gebrauch von social bookmarking tools machen, dabei aber lediglich den startschuss geben und einen einzelnen link zu ihrem content erzeugen. ob dieser jedoch auf einer sb-plattform populär wird, obliegt der gemeinschaft.

zu den größten plattformen gehören die englischsprachigen sites digg, die zunächst vor allem auf technologie-news beschränkt war, technorati, welche in erster linie als suchmaschine für blogs dient, und del.icio.us. auch slashdot, gleichzeitig die news-site von sourceforge, hat sich eine große fan-gemeinde erobert. im deutschen bereich teilen sich die communities in diejenigen, die sich auf news spezialisiert haben, und andere, die sich dem gesamten www annehmen. erstere kategorie bedienen yigg, webnews und tausendreporter. letztere wird mittlerweile von mehreren dutzend sites versorgt, populäre beispiele sind netselektor, mister wong oder yahoo meinweb.

die inhaltlichen und populistischen erfolge von social bookmarking wird nun die nächste zeit zeigen. zum einen ist entscheidend, wie gut die services weiterhin von der gemeinschaft angenommen werden, denn nur darüber können diese überhaupt eine gewisse relevanz erreichen. in anbetracht von weit über 20 milliarden sites weltweit nehmen sich selbst knapp 6,6 millionen yigg-links wie ein laues lüftchen im link-orkan aus. nichtsdestotrotz ist für 99 prozent aller user diese inhaltliche dichte bereits ausreichend, um den eigenen informationsbedarf auch über eine solche site zufriedenstellend zu decken.

die andere frage betrifft die qualität der gesammelten informationen. sollen die plattformen nicht zu einem seo-tool verkommen, werden die betreiber in der zukunft möglicherweise noch stärker und häufiger in die praxis der user eingreifen müssen. bereits jetzt werden einige nutzer der plattformen bei exzessivem gebrauch hinsichtlich der menge oder art ihrer bookmarks abgemahnt. hier dürfte neben der qualität der plattform-eigenen qualitätssicherung auch die firmenpolitik zu einem faktor werden – wie gut werden spam-einträge erkannt, was aber wird überhaupt im ersten schritt als spam gewertet? mit dieser frage dürften die betreiber regelmäßig in konflikte geraten, sind doch gerade einige professionelle nutzer am regen treiben auf social-bookmarking-plattformen beteiligt und so auch für deren erfolg mit verantwortlich. zieht man die kriterien zu eng, schneidet man auch einen großen teil des traffics ab.

trotz aller kritik verdient jedoch der ansatz, durch eine gemeinschaft gerankte indexdienste zur verfügung zu stellen, welche grundsätzlich von finanziellen interessen unbeeinflusst arbeiten, weitere aufmerksamkeit. Die entwicklung der dienste und des gesamten netzes wird zeigen, ob sich hier eine ernsthafte alternative zu google & co. entwickelt.

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